Wir haben uns entschieden: Die Kornelkirsche ist Strauch des Jahres 2024. Und das vor allem aufgrund ihrer hohen Resilienz. Bei unseren Pflanzungen in den letzten beiden Jahren haben wir gemerkt, dass sie sowohl den zunehmenden Trockenperioden und als auch dem hohen Wilddruck auf einigen unserer Flächen standhalten kann. Noch dazu hat sie super leckere Früchte und ist damit nicht nur für kleine Naschhecken geeignet, sondern für uns auch ein vielversprechendes Zukunftsgehölz in der Agroforstwirtschaft.
Auch wenn ihr Name dies nahelegt, ist die Kornelkirsche (Cornus mas) nicht mit der Kirsche (Prunus-Arten) verwandt, sondern gehört zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornus-Arten). Sie wird auch Gelber Hartriegel oder Hornstrauch genannt (Cornus = lat. Horn). Der botanische Name bezieht sich wahrscheinlich auf die Härte des Holzes. In der Antike wurden daraus Waffen hergestellt. Es splittert nicht und ist so schwer, dass es in Wasser nicht schwimmt, sondern untergeht.
Wie Ausgrabungsfunde rund um Pfahlbauten zeigen, wussten die Menschen schon in der Steinzeit auch die leuchtendroten, vitaminreichen Früchte zu schätzen. Wusstest du, dass sie doppelt so viel Vitamin C enthalten wie Zitronen? Meist werden sie auch für ähnlich sauer gehalten. Das liegt aber nur daran, dass sie meist zu früh geerntet werden. Die wirklich reifen Früchte sind süß und aromatisch und lassen sich direkt vernaschen. Dafür darf man sie allerdings nicht pflücken, sondern muss warten, bis die Früchte von allein abfallen. Am besten legt man zur Ernte ein Tuch unter den Strauch und sammelt die herunter gefallenen Früchte auf.
Zahlreiche Sorten machen die Kornelkirsche auch für den gewerblichen Anbau interessant. Dabei wurden meist größere Früchte gezüchtet und der Fruchtfleischanteil ist höher. Sie lassen sich zu herrlichen Fruchtaufstrichen verarbeiten. In Österreich, in der Gegend rund um Kärnten, werden die Dirndln, wie man die Kornelkirschen dort nennt, traditionell zu einem klaren Schnaps gebrannt.
Die Steinfrüchte schmecken auch größeren Vögeln wie Gimpel, Kernbeißer & Co, die durch das Ausscheiden der Samen auch für die natürliche Verbreitung der Kornelkirsche sorgen. Noch größer ist aber die ökologische Bedeutung der Kornelkirsche für wilde Bienen und Hummeln. Ihre Blüten erscheinen bereits vor dem Laubaustrieb, oft schon im Februar. Sie ist damit eine der wichtigsten Nektarquellen, da andere Frühblüher wie Hasel und Erle lediglich Pollen für die Bienenbrut liefern. Aus diesem Grund ist es ziemlich tragisch, dass die Kornelkirsche in den letzten Jahrzehnten immer mehr durch die Forsythie aus den Gärten verdrängt wurde. Deren Blüten leuchten im direkten Vergleich zwar noch etwas gelber, sind für unsere heimschen Insektenwelt aber ohne jeglichen Nährwert.